Gedächtnis, Vorstellungskraft und Kreativität
24.10.2024
Gedächtnis, Vorstellungskraft und Kreativität
Eine kognitive neurowissenschaftliche Perspektive
Das wachsende wissenschaftliche Interesse an den Beziehungen zwischen Gedächtnis, Vorstellungskraft und Kreativität wurde durch die Beobachtung auffallender Ähnlichkeiten in den Gehirnregionen geweckt, die aktiviert werden, wenn sich Menschen an vergangene Erfahrungen erinnern und sich zukünftige Erfahrungen vorstellen.
Meine Kollegen und ich haben die Hypothese der konstruktiven episodischen Simulation aufgestellt, die besagt, dass die Simulation zukünftiger und anderer hypothetischer Erfahrungen zum Teil von Abrufprozessen des episodischen Gedächtnisses abhängt, die es dem Einzelnen ermöglichen, Elemente früherer Erfahrungen flexibel zu rekombinieren.
Wir haben Belege für diese Idee geliefert und die gleichen flexiblen Abrufprozesse auch mit Aspekten des kreativen Denkens in Verbindung gebracht. Allerdings sind diese flexiblen Abrufprozesse auch für einige Gedächtnisfehler verantwortlich.
In diesem Meeting werden kognitive und neuronale Befunde aus Studien zum episodischen Erinnern, zur Zukunftsvorstellung, zu Gedächtnisverzerrungen und zum kreativen Denken vorgestellt, die die Funktionsweise konstruktiver episodischer Abrufprozesse aufzeigen und Hinweise auf ihre Natur und Funktion liefern.
Zum Referenten:
Dan Schacter ist eine faszinierende Persönlichkeit in der Welt der Psychologie, dessen Arbeit an der renommierten Harvard University die Grenzen unseres Verständnisses über das menschliche Gedächtnis erweitert hat. Schacter, ein Meister der Neurowissenschaft und Psychologie, taucht tief in die Mysterien des Gehirns ein, um die Geheimnisse hinter Erinnern und Vergessen zu enthüllen. Seine Forschungen haben entscheidend dazu beigetragen, Licht in das Dunkel der menschlichen Erinnerung zu bringen und dabei Fragen zu beantworten, die Wissenschaftler, Philosophen und gewöhnliche Menschen seit Jahrhunderten beschäftigen.
Durch seine bahnbrechenden Studien zur Funktionsweise des Gedächtnisses hat Schacter sieben Sünden des Gedächtnisses identifiziert – Vergesslichkeit, Ablenkung, Blockierung, Fehlzuschreibung, Suggestibilität, Verzerrung und Beharren –, die aufzeigen, wie fehlbar und gleichzeitig erstaunlich unser Gedächtnis ist. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die wissenschaftliche Gemeinschaft von unschätzbarem Wert, sondern auch für jeden Einzelnen, der je über die Launen seines eigenen Gedächtnisses gestaunt hat.
Was Schacters Arbeit besonders spannend macht, ist ihre Anwendung weit über die akademischen Kreise hinaus. Von der Verbesserung von Lernmethoden über die Unterstützung bei der Bewältigung von Gedächtnisstörungen bis hin zur Rechtsprechung, wo die Zuverlässigkeit von Augenzeugenberichten von entscheidender Bedeutung ist – Schacters Einfluss ist weitreichend. Seine Fähigkeit, komplexe Ideen in zugängliche Konzepte zu übersetzen, macht seine Forschung nicht nur wertvoll, sondern auch ungemein motivierend.
Sein Leben und seine Arbeit sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie unermüdliche Neugier und wissenschaftliche Exzellenz unsere Sicht auf uns selbst und die Welt um uns herum verändern können.
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